13 Leitung eines (Projekt-)Teams
Teamarbeit – was ist das?
Teamarbeit
Teamarbeit bedeutet: eine Anzahl von Personen verfolgt ein gemeinsames Ziel, indem sie unterschiedliche Teilaufgaben ausführen und sich dabei über Vorgehen, Termine, Qualitäten usw. untereinander abstimmen. Die Teammitglieder sind aufeinander angewiesen, um ihr gemeinsames Ziel zu erreichen. Innerhalb des Teams bilden sich unterschiedliche Rollen heraus.
Teamleitung (ohne formelle Führungsfunktion) – was ist das?
Eine Rolle, die in jedem Team ausgefüllt werden muss, besteht in der Leitung. Meistens ist diese Rolle einer Person zugeordnet, sie wird dann als Teamleiter/in bezeichnet (auch Teamleader, Gruppenleiter, Projektleiter o.ä.). Die Erwartungen an diese Rolle enthalten im Allgemeinen die alltägliche teaminterne Koordination, das Auffangen von kleineren Schwankungen und Störungen, die Sorge für die Leistungserbringung, die Regelung kleinerer Konflikte usw. Zudem gehört es zur Rolle der Teamleitung, das Team nach aussen zu vertreten, also den Kontakt zur nächsten Hierarchieebene aufrecht zu erhalten. Im Allgemeinen hat die Teamleitung keine disziplinarischen Befugnisse (Kompetenzen). Das verändert ihre Machtposition.
Das Dilemma der Teamleitung: Mitglied und ‚Chef/in’ zugleich
Die Besonderheit an der Rolle „Teamleitung“ besteht in zwei scheinbar widersprüchlichen Erwartungsbündeln:
Zum einen trägt die Teamleitung nach aussen die Verantwortung für das Ergebnis, das das Team erbringt. Oft sogar in einer etwas undankbaren Art und Weise: für Erfolge wird das Team als solches, für Misserfolge die Teamleitung verantwortlich gemacht. Die Leitungsaufgabe besteht nach aussen primär darin, das Team zum Erfolg zu führen. In dieser Rolle ist die Teamleitung unbestritten „Chef“.
Zum anderen wird von der Teamleitung in besonderem Mass erwartet, dass sie sich um das Wohl der Teammitglieder verantwortlich fühlt. Die Teamleitung soll in erhöhtem Masse Sorge für das persönliche Wohlbefinden, das Arbeitsklima und den Umgang im Team tragen. In dieser Rolle ist die Teamleitung eher Mitglied des Teams als Chef.
Das Dilemma ist offensichtlich: werden die Wünsche und Bedürfnisse der Teammitglieder vernachlässigt, werden sie unzufrieden, und das kann sich negativ auf das Ergebnis der Teamarbeit auswirken. Ein Zuwenig an Erfolgsorientierung wirkt sich ungünstig auf den Erfolg aus; für die meisten Menschen ist mangelnder Erfolg nicht wünschenswert und führt über kurz oder lang zur Unzufriedenheit der Teammitglieder.
Wie entkommt die Teamleitung diesem Dilemma? Die Lösung kann nur in der Kombination der individuellen Bedürfnisse und Ziele der Teammitglieder mit dem Arbeitsauftrag des gesamten Teams liegen. Nur dann kann die notwendige, immer noch sensible Balance zwischen Personen- und Sachorientierung gelingen.
Je nachdem, wie es einem/r konkreten Teamleiter/in gelingt, diese Bedürfnisse auszugleichen, werden fünf Typen unterschieden. Das jeweilige Motto dieser fünf Typen im Umgang mit dem Team wird in der Folge – etwas plakativ und überspitzt – beschrieben:
Abbildung: Teamleitung (ohne formelle Führungsfunktion). Fünf Typen.
Typ 1: „Ich sage, was zu tun ist, aber zwingen kann ich keinen.“
Sowohl die Personen- als auch die Sachorientierung ist deutlich zu schwach ausgeprägt. Der Entwicklungsbedarf bzgl. Teamleitungs-Kompetenzen ist in diesem Falle hoch.
Typ 2: „Es soll sich doch jeder bei uns wohlfühlen.“
Sehr hohe Personenorientierung bei gleichzeitig schwacher Sachorientierung zeugt von hoher Empfindsamkeit und grossem Einfühlungsvermögen. Die sozialen Kompetenzen sind stark ausgeprägt. Gegenüber den Teamzielen besteht jedoch Nachlässigkeit. Das frustriert die sach- und leistungsorientierten Teammitglieder. Das Leistungsergebnis wird eher mager sein.
Typ 3: „Bei mir zählt vor allem Leistung.“
Eine hohe Sachorientierung bei geringer Personenorientierung ist Kennzeichen dieser Teamleiter/innen. Sie achten vor allem auf das Ergebnis. Ihr geringes Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse der Teammitglieder stösst diese jedoch vor den Kopf. Der Einsatz solcher Teamleiter/innen ist bestenfalls in Krisenzeiten angesagt. In Teams und Projekten, in denen kreative und innovative Lösungen gefragt sind, sind sie fehl am Platz.
Typ 4: „Wir haben die Dinge im Griff.“
Diese Teamleiter/innen suchen bewusst nach einer Balance zwischen Sach- und Personenorientierung. Die ideale Mischung haben sie dabei noch nicht gefunden, aber sie versuchen, individuelle Interessen und Erfordernisse des Teamauftrags miteinander zu vereinbaren.
Typ 5: „Wir sind Spitze!“
Diese Teamleiter/innen bringen individuelle Ziele und Bedürfnisse einerseits und die Erfordernisse des Teamauftrags andererseits ins Gleichgewicht. Durch eine ausgewogene Teamzusammensetzung und eine hoch qualifizierte Teamleitung können sich Synergiepotenziale tatsächlich entfalten. Die Teammitglieder fühlen sich wohl, weil sie erfolgreich sind, und sie sind erfolgreich, weil sie zufrieden sind.
Die Teamleitung vom Typ 5 zeichnet sich durch eine Reihe von Eigenschaften aus, die jede für sich plausibel und wünschenswert sind, erst in ihrer Kombination jedoch wirklich wirksam werden. Diese Eigenschaften werden im Folgenden skizziert.
Anforderungen an die Teamleitung
Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für das Wirken eine/r Teamleaders/in ist also, die richtige Balance zwischen Sachorientierung einerseits und Personenorientierung andererseits herzustellen. Welche Qualifikationen und Haltungen sind dazu erforderlich?
Erfolgreiche Teameiter/innen, also z. B. Projektleiter/innen zeichnen sich in der Regel nicht primär durch hohe fachliche Qualifikationen aus, sondern durch ihre Befähigung zur Projektsteuerung, durch Organisationstalent und ihre Fähigkeiten im Umgang mit Mitarbeitenden. Die fachliche Kompetenz ist für die Aufgaben, die ein/e Teamleiter/in zu erfüllen hat, eigentlich nur das Sahnehäubchen. Von viel grösserer Bedeutung sind die Fähigkeiten und Kenntnisse, die es ihm/ihr ermöglichen, mit anderen Menschen gemeinsam zu arbeiten, die Kommunikation untereinander zu fördern und zu steuern und die Ergebnisse stets in Bezug zu den Zielen und Aufgaben zu setzen.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Verhaltensdimensionen, die gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teamleitung darstellen:
Selbstkompetenzen | Sozialkompetenzen | Führungskompetenzen |
Zuverlässigkeit | Wertschätzung | Führungsanspruch |
Selbständigkeit | Empathie / Einfühlungsvermögen | |
Ausdauer und Hartnäckigkeit | Kontaktstärke | |
Selbstreflexion | Beziehungsgestaltung | |
Offenheit, Flexibilität | Konfliktfähigkeit | |
Kooperationsbereitschaft | ||
Integrationsfähigkeit |