2 Was ist Stress?

Stress ist, was Stress macht.

Im Alltag und in der Umgangssprache verwenden Menschen den Begriff „Stress“ in vielfältigen Bedeutungen. Manche sagen beispielsweise wenn sie unter Zeitdruck stehen oder wenn sie aufgeregt oder nervös sind, sie seien „im Stress“ oder „gestresst“. Für die Frage, was Pilotinnen und Piloten über Stress und den Umgang mit Stress zur sicheren Ausübung ihrer Tätigkeit wissen sollte, ist es nötig zu klären, was unter Stress verstanden wird. Die folgenden Ausführungen basieren auf der in der Psychologie aktuell gebräuchlichen Definition – in der einfachen und der „wissenschaftlichen“ Definition.

Definition „Stress“:

Stress ist, was Stress macht.

Oder wissenschaftlicher formuliert:

Stress ist ein subjektiv intensiv unangenehmer Spannungszustand, der aus der Befürchtung entsteht, dass eine

  • stark aversive
  • subjektiv zeitlich nahe (oder bereits eingetretene)
  • subjektiv lang andauernde Situation

sehr wahrscheinlich nicht vollständig kontrollierbar ist, deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint.[1]

Zeitdruck alleine oder aufgeregt zu sein an und für sich genügt also nicht, um von Stress zu sprechen.

Zur Veranschaulichung der Einflussfaktoren und Zusammenhänge, was dazu führt, dass ein Mensch Stress empfindet, hat sich das folgende Stressmodell etabliert:

Stressmodell

Aktuelle Stressmodelle berücksichtigen, dass Reize resp. Ereignisse nur dann zu Stressoren werden und auch nur dann Stress in einem Menschen auslösen, wenn sie in einem erster Bewertungsprozess den Reiz als „stressend“ (gefährlich) einschätzen und aufgrund eines zweiten Bewertungsprozess denken, dass sie nicht genügend Ressourcen haben, um das Bedrohliche, Gefährliche oder Schädigende des Reizes abzuwenden. Die Zusammenhänge sind in nachfolgender Abbildung dargestellt:

 


  1. Greif, 1991, S. 13: Stress in der Arbeit – Einführung und Grundbegriffe. In S. Greif, E. Bamberg & N. Semmer (Hrsg.), Psychischer Stress am Arbeitsplatz (S. 1–28). Göttingen: Hogrefe.

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